Das Grundstück, auf dem das alte Schulgebäude steht, war früher eine eigenständige Hofstelle mit der Hausnummer 20, die bereits auf der Karte von 1775 in der oberen Bildmitte zu sehen ist.
Auf der Hofstelle 20 wurde neben der Landwirtschaft auch eine Schmiede betrieben. Im Jahre 1840 brannte das Anwesen ab. Der Giebelspruch erinnert noch an dieses Ereignis:
Den Vierrenzwanszigsten Junij 1840 das war die Nacht an der ich nicht gedenken mag, weil Haus und Hof Haab und Guth auf einmal stand in Flammer Gluth welch eine schreckens volle Nacht Gott gebe das ich sie nicht wieder so erleben mag.
Der damalige Eigentümer wurde auf dem Weg von Rodenberg nach Horsten an der Aue von seinem Stiefsohn erschlagen und der Entschädigung aus der Brandkasse beraubt. Diesen Mord und das weitere Leben des Stiefsohnes hat Adolf Mithoff in der Rodenberger Chronik festgehalten.
Das Haus wurde zwar wieder aufgebaut, doch die letzten Eigentümer wanderten im August 1844 mit ihren Kindern nach Amerika aus. Im selben Jahr hatte die Gemeinde Horsten bereits nach einem Grundstück für einen Schulneubau gesucht, da das alte Gebäude gegenüber des heutigen Schaumburger Hofes (das damalige Schulhaus ist am unteren rechten Rand des Kartenausschnitts zu sehen, später trug dieses Grundstück die Hausnummer 31) zu klein geworden war. Erste Planungen sahen einen Neubau auf dem Grundstück des heutigen Feuerwehrgerätehauses vor. Diese Pläne wurden wahrscheinlich aus Kostengründen verworfen, da das Grundstück Nummer 20 zum Verkauf stand. Im Zuge der Veräußerung wurde das Nebengebäude, bis dahin Hausnummer 20 1/2 mit einem kleinen Grundstück ausgewiesen und verkauft. Danach bekam es die Hausnummer 33.
Im Zuge der Verkoppelung wurde 1875 in Horsten ein Friedhof angelegt. Bis dahin wurden die Toten auf dem Kirchhof in Groß Nenndorf bestattet. Um die Toten nicht länger ohne Glockengeläut zu Grabe tragen zu müssen, errichtete man 1892 auf dem Schulhaus einen Glockenturm mit einer Bronzeglocke, welche am 6. November 1892 feierlich eingeweiht wurde. Die Glocke trug die Inschrift:
Ich rufe euch, um Gott zu ehren.
Ich rufe euch in Freud und Leid. Wenn ich an eurem Grab ertöne, seid
ihr schon in der Ewigkeit.
Die Toten geleite ich, die Lebenden rufe ich.
1902 wurde das Gebäude auf Drängen des damaligen Lehrers umgebaut und saniert. Der Klassenraum musste zu Lasten der Lehmdiele vergrößert werden, da die Schülerzahl teilweise über 50 betrug. An Stelle des Dielentores wurde die heutige zweiflügelige Haustür eingebaut.
Der Schweinestall und die Aborte wurden in ein neu errichtetes Nebengebäude ausgelagert. Dieser Umbau kostete die Gemeinde in etwa 4.800,00 Reichsmark. In diesem Zustand wurde die Schule bis 1974 betrieben.
Lediglich der Glockenturm wurde 1948 für zwei Glocken umgebaut, weil die alte Bronzeglocke am 12. Januar 1942 abgenommen und danach eingeschmolzen wurde. Es wurden zwei neue Stahlglocken einer Firma aus Bockenem angeschafft, die zum ersten Mal am 4. Advent 1948 erklangen und noch heute in den Tönen a und c den Sonntag einläuten. Bis zur Aufgabe der Schule wurden die Glocken per Hand geläutet. Das später eingebaute automatische Läutewerk führte in den nächsten Jahren dazu, dass das Gebäude einzustürzen drohte.
Die Gemeinde Bad Nenndorf wollte daher im Jahr 1977 das alte Schulhaus abreißen und an dessen Stelle einen Campanile (alleinstehender Glockenturm) errichten. Auf Initiative einiger Ratsmitglieder wurde das Gebäude allerdings zum Verkauf ausgeschrieben, mit der Bedingung den Glockenturm mit den beiden Glocken zu erhalten und das Läuten dreimal täglich zuzulassen. Ein Architekt erwarb 1978 das Gebäude und baute es in 15 Monaten zu einem Wohnhaus mit Büro um. Das klassische Vierständer-Haus wurde den heutigen Wohnansprüchen angepasst, dabei auch der ehemalige Klassenraum aufgelöst, um die historische Struktur zumindest im Inneren des Hauses wieder herzustellen. Auch der Glockenturm wurde saniert, damit die Horster Glocken wieder werktags um 7:00, 12:00 und um 18:00 Uhr läuten können.
Ende der 1990er Jahre entstand zwischen dem Haupthaus und dem ehemaligen Stall ein moderner Wintergarten aus einer farbigen Aluminium-Glas-Konstruktion.
Text & Fotos: HBBF, Kartenausschnitt: NLAStA Bückeburg C188, Horsten 2007